Elisabeth Sonneck, Berlin - mail (at) elisabeth-sonneck.de / www.elisabeth-sonneck.de
Mäander blauviolett 2/3, 2009, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm

glissando 4/4, 2009, Öl auf Leinwand, 145 x 145 cm

Schräglage (Detail, ortsspezifische Malerei auf 2 Wänden, Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin), Acryl und Wachs-Harz-Lasuren auf Wand, 2009 temporär, und Öl auf Leinwand, 2008/09, je 100 x 100 cm

Schwarzlicht 2/3, 2009, Öl auf Leinwand, 145 x 145 cm

Für Travertin, 2 Rot, 2 Grün (insgesamt 12-teilig, ortsspezifische Installation, Halle im Gehag-Forum Berlin), 2008, Öl auf Leinwand, je 180 x 110 cm, Ausstellungsansicht Galerie Hein Elferink 2009 Delta (Detail, ortsspezifische Malerei auf 2 Wänden, Uferhallen, 4. Berliner Kunstsalon, Brunnhofer Galerie), Acryl und Wachs-Harz-Lasuren auf Wand, 2007 temporär, und Öl auf Leinwand, 2007, je 100 x 100 cm 3 Pulse (3 Höhen), 2009 temporär, Acryl und Wachs-Harz-Lasuren auf Wand, 318 x 1562 cm, Ausstellungsansicht Galerie Andrieu, Berlin (Foto: Roman März)
Biographische Daten
1962 geboren in Bünde/Westfalen
1981 - 1983 Ausbildung im Buch- und Kunsthandel, Bremen
1984 - 1988 Studium an der FH für Kunst Ottersberg
2008   Arbeitsstipendium Bildende Kunst des Berliner Senats
lebt und arbeitet in Berlin

Einzelausstellungen
2009 Galerie Hein Elferink (NL), mit Gracia Khouw
2009 glissando, Raummalerei / Malerei, Galerie Andrieu, Berlin, Kat.
2009 Ansichtssache: Roter Platz, billboards am Pfarrplatz, Brunnhofer Galerie, Linz (A)
2009 Stimmlagen, Wandmalerei / Malerei, Ausstellungsfolge mit H. Bartnig, C. Stock, J.
Paas, refugium2 Galerie weißer Elefant, Berlin
2008 Ortsgespräch (mit J. Wohlrab), Farb-Installation für Halle im Gehag-Forum, Berlin
2008 4/4 full house, Wandmalerei mit Tafelbildern, Brunnhofer Galerie, Linz (A), Kat.
2007 blind date / Klangfläche, mit 3 billboards, ulica Bitwy pod Plowcami, Sopot (PL), Kat.
2007 Galerie Hein Elferink (NL), mit Pieter Bijwaard
2007 Flussbett, mildernde Umstände…, Sichtbetonfassade, Auftragsarbeit für Laumer  Bautechnik, Massing, mit P. de Kleine
2006 Pendel, Farb-Installation, Zionskirche Berlin-Mitte
2006  Über Bande, Raummalerei, refugien 9 im Milchhof, Berlin
2006  Intervalle, zehn Töne und Räume, Auftragsarbeit für Gothaer Berlin, mit P. de Kleine
2006  keine gewissheit für die augen (mit P. Boese), Wandmalerei / Malerei, Galerie weißer Elefant, Berlin
2005 Ordnung und Chaos, Zufall und System, Schmidt Galerie, Berlin, Kat.
2005 Zaunkönig, Galerie Baal im Technologiezentrum, Bielefeld
2004 membrane, Galerie Ost)Pol, Berlin
2002 Zwischentöne, Franke von Oppen, Berlin
Gruppenausstellungen
2009 turn around, Brunnhofer Galerie, Linz (A)
  Farbe konkret, Galerie Nord/Kunstverein Tiergarten, Berlin, Kat.
6. Berliner Kunstsalon (Farb-Installation), ehem. Humboldt-Umspannwerk
Start, Galerie Hein Elferink (NL)
  tease Köln (Farb-Installation), Atrium des RheinTriadems

Stipendiaten des Berliner Senats (Wandmalerei mit Tafelbildern), Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin, Kat.

art Karlsruhe, Galerie Hein Elferink
Frauenzimmer, Brunnhofer Galerie, Linz (A)
2008 Petersburg…, Galerie St. Johann, Saarbrücken, Katalog
5. Berliner Kunstsalon (Farb-Installation), ehem. Humboldt-Umspannwerk

Neue Kunst in den Neuen Kammern! (Farb-Installation), kuratiert von E. Kobe und M. Altner, Sanssouci Potsdam, Kat.

tease Köln (Wandmalerei), RheinTriadem, Brunnhofer Galerie
art Amsterdam (Wandmalerei mit Tafelbildern), Galerie Hein Elferink
art Karlsruhe, Galerie Hein Elferink
2007  turn around, Brunnhofer Galerie, Linz (A)
4. Berliner Kunstsalon (Raummalerei mit Tafelbildern), Uferhallen, Brunnhofer Galerie
tease Köln (Wandmalerei mit Tafelbildern), RheinTriadem, Brunnhofer Galerie
2006   3. Berliner Kunstsalon
non stop, Galerie Baal, Bielefeld
2004   vom ersten zum letzten, Galerie Ost)Pol, Berlin
Kleinode, Kunstagenten Galerie, Berlin

Publikationen
2009 

Schräglage, Matthias Bleyl, Ausstellungskatalog Stipendiaten des Berliner Senats, Hg. Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin

2009 Farblust, Anne Marie Freybourg, Ausstellungskatalog, Hg. Galerie Andrieu, Berlin
2008 Neue Kunst in den Neuen Kammern! - Bildstörung in preussischem Ambiente, Matthias Reichelt, Kunstforum International Bd. 193

ritardando, Marvin Altner, Ausstellungskatalog Neue Kunst in den Neuen Kammern!, Hg. E. Kobe und M. Altner, Jovis Verlag, Berlin

Beziehungen in Farbe, Matthias Bleyl, Katalog, Hg. Brunnhofer Galerie (A) und Galerie Hein Elferink (NL)
2007 Sopot, ulica Sztuki #4, Hg. Towarzystwo Przvjaciol Sopotu
20 Jahre Galerie weisser elefant, Hg. Galerie weißer Elefant, Berlin
2006 Dem Bildermachen auf der Spur, Andrea Schmidt, Katalog, Hg. Schmidt Galerie, Berlin

Beziehungen in Farbe

(…) In solcher wesensmäßig farborientierten, also essentiellen Malerei wird nicht etwas Außerbildliches mittels der Farbe gemalt, sondern es wird Farbe als kategorialer Grundwert von Malerei selbst gemalt. Eben dies wirft die Frage auf, wie das zu geschehen habe, was dem nachvollziehbaren Prozeß des Malens eine herausragende Bedeutung bei der Bildbetrachtung zuweist. (…) Die in dieser Tradition arbeitende Malerin Elisabeth Sonneck gibt sich einfache und leicht nachvollziehbare Spielregeln, um das Problem zu lösen. So sind ihre Leinwandgemälde quadratisch, haben also keine ausschließliche Horizontalität oder Vertikalität bzw. sowohl das eine wie das andere, wodurch sie sich als richtungsdominante und dadurch die innerbildliche Struktur konditionierende Formwerte gegenseitig aufheben. In der Konsequenz bearbeitet die Malerin die Leinwände auch meist nicht an der Wand hängend, sondern liegend und von allen Seiten, was der Richtungslosigkeit des quadratischen Formats entspricht. Aufgrund der bereits von Josef Albers ausführlich begründeten Erkenntnis, daß es Farbe "an sich" in der Malerei nicht geben kann, sondern daß sie stets nur in Bezügen zu anderen Farben existiert - und sei dies die weiße Wand -, sie also immer durch ihre Nachbarschaft definiert wird, erlaubt sich die Künstlerin keine Beschränkung auf flächenfüllende Monochromie, auch wenn ihre Gemälde von jeweils einem einzigen, in mehreren sehr stark verdünnten Schichten mit geringfügigen Varianten möglichst gleichmäßig aufgetragenen Grundton ausgehen. (…) Die Pinselzüge sind nämlich für die Malerei als eigene Formwerte uninteressant, anders etwa als die Streifen in Bildern älterer Künstler, wie z.B. Günter Fruhtrunk, François Morellet oder Klaus Schoen. Bei Elisabeth Sonneck resultieren sie aus völlig selbstverständlichen Voraussetzungen, nämlich einer festgelegten Pinselbreite plus dem normalen Bewegungsfluß der Hand, wobei sich schmalere Streifen ausschließlich durch Auslassung, nicht etwa durch aktive Setzung mit schmaleren Pinseln ergeben. Diese "Streifen" sind also unmittelbarer Ausfluß des Malens selbst als farbsetzendem Akt, kein Ergebnis eines nur umgesetzten Vor-Konzepts, und müßten wohl eher als Farbbahnen bezeichnet werden. Während nämlich Streifen ein oder eine Reihe mehr oder weniger deutlich geometrisch definierte Form- und Strukturelemente bezeichnet, kann der Begriff Farbbahn eher dessen beide wichtigste Qualitäten, die Farbe und die Bewegung, zum Ausdruck bringen, während der Formwert weniger betont wird. Was die Malerin also wirklich interessiert, sind nicht Streifenstrukturen, sondern Farbbezüge. Das Vermeiden formaler Probleme durch konzeptuelle Vorentscheidung für einfache Formen führt zwangsläufig zur Konzentration auf die Farbe, die dann allerdings keiner Programmatik unterliegt. Die vermeintlichen Streifenstrukturen sind daher primär eigentlich auch keine Addition gleicher oder ähnlicher Formelemente, sondern eher ein aus der Farbe entwickelter Rhythmus aus Farbbahnen. Der jeweilige Farb-Rhythmus entsteht nicht nach Vorausberechnung, also Kalkül bestimmter zu erzielender Wirkungen, sondern allein aus gefühlsmäßig getroffenen Entscheidungen. (…) Kein ausgewogenes Verhältnis völlig heterogener Bildelemente wird im Zuge der Arbeit erreicht, sondern eine stimmige, rhythmische Zusammenstellung, eben Konstellation, oder auch ein Beziehungsgefüge der Farbbahnen. Somit entstehen die einzelnen Farbwerte praktisch nie voraussetzungslos, sondern sind Ergebnis vielfachen Übereinanderlagerns und Ineinanderverschleifens verschiedener Farbbahnen, was sich meist auch noch an den Verlaufsspuren der Pinselzüge nachvollziehen läßt. Hierdurch entstehen keine mit Farbe aus- bzw. zugemalten Flächen, vielmehr lebhafte, koloristisch stark differenzierte Bahnen aus Farbe in freiem Rhythmus.

Ebenso wenig programmatisch, vielmehr beiläufig und rein intuitiv, erhalten die Werke bisweilen, keineswegs immer, Titel. Sie beziehen sich, da sie der Künstlerin während der Arbeit einfallen, mehr auf die Herstellung denn im Nachhinein auf abgeschlossene Werke und ihre Wirkung, und übergreifen sogar mehrere Gemälde, da die Künstlerin in den letzten Jahren fast nur in Dreier-Werkgruppen (nicht zu verstehen als Triptychen!), nicht an Einzelbildern gearbeitet hat. (…)

Matthias Bleyl, Text zum Katalog, Hg. Brunnhofer Galerie und Galerie Hein Elferink, Berlin 2008

Elisabeth Sonnecks Wandarbeiten leiten sich grundsätzlich immer von einem vorgegebenen Raumgefüge ab. Der Zugang der Künstlerin zur vorgefundenen Räumlichkeit ist also stets dialogisch. Die bislang realisierten, zumeist temporären Arbeiten sind in drei Verfahrensweisen entstanden:

- Verwendung einzelner Wandflächen eines Raumes als Bildfläche, so dass Wand und Bild materiell identisch sind, wobei sich die Rhythmen der Malerei aus den Raum- bzw. Wandmaßen entwickeln.

- Installation von Farbflächen, die eigens für den Raum entwickelt werden.

- Verortung autonom entstandener Malerei auf Leinwand im Raum mittels Farbflächen auf Wänden, durch deren Abmessung bezüglich der räumlichen Situation und durch deren Farbgebung in Hinsicht auf die eingefügten Arbeiten auf Leinwand zwischen beiden eine Art "Membrane" gebildet wird.

Jede Wandarbeit wird formal, d.h. den Rhythmus der Farbfolgen betreffend, nur aus den vorliegenden formalen Gegebenheiten des jeweiligen Raumes hergeleitet, also dem Aufmaß zufolge gebildet. Farblich bezieht sie sich sowohl auf die spezifische Raum-Licht-Situation vor Ort, als auch - soweit vorhanden - auf die darin integrierten Bilder. Allen Arbeiten ist die nicht konzeptionelle, sondern erst vor Ort entwickelte Erarbeitung der raumbezogenen Farbtöne durch polychrome, halbtransparente Schichtungen gemeinsam, deren Wahrnehmung sich auf Standort und Entfernung des Betrachters bezieht: Was von weitem eine scheinbar homogene Farbe ist, bricht bei zunehmender Nähe in eine vibrierende, uneindeutige Mehrtonigkeit auf. Der Farbaufbau jeder Fläche ist also stets polychrom, so dass die daraus resultierende Farbigkeit der so nicht materiell vorhandenen Farbtöne aus der Entfernung zwar relativ statisch, nahezu monochrom, aus der Nähe jedoch lebendig zusammengesetzt und pulsierend wirkt. (…) Durch die unumgängliche körperliche Involvierung des Betrachters geht die Farbwahrnehmung mit der Wahrnehmung des eigenen Standortes und der Selbstwahrnehmung inmitten der Farbe einher. Der vorgegebene Raum wird also nicht als bloßer Hintergrund für Malerei genutzt. Vielmehr werden seine Eigenheiten, auch sein emotional wirksamer Charakter, befragt und berücksichtigt und in die Arbeit einbezogen. Die Künstlerin antwortet mit den Mitteln der Malerei auf seine gegenwärtige Gesamterscheinung, wobei die durch seine Nutzung in den Raum eingeschriebenen Eigenheiten, etwa die im Lauf seiner Geschichte hinzugekommene Abnutzung oder sonstige zufällige Mängel, ebenso mit aufgenommen werden.

Matthias Bleyl, "Schräglage", Textbeitrag zum Ausstellungskatalog der Stipendiaten des Berliner Senats, Hg. Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin 2009

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