Biographische Daten | | | 1959 | geboren in Stuttgart | 1980 | Freie Kunstschule Stuttgart | 1981-88 | Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart bei den Professoren Baumgartl, Bachmayer, Mansen und Schubert | 2004 | Mitglied im Deutschen Künstlerbund | | lebt und arbeitet in Stuttgart | | | Stipendien und Preise | | | 1986 | Preisträger beim Wettbewerb der Kunststudenten in Alpirsbach | 1988-89 | Stipendium des Deutsch-Französischen Jugendwerkes an der Ecole Nationale Superieure des Beaux Arts in Paris | 1990 | 1. Preis zum Ideenwettbewerb für eine Freiplastik bei den Universitätssportanlagen in Stuttgart |
Werke in öffentlichem und privaten Besitz |
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Städtische Galerie Tettnang |
Regierungspräsidium Stuttgart |
Sammlung Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart |
Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg |
Sammlung Manfred Wandel, Reutlingen |
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Einzelausstellungen |
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1999 |
Debütantenausstellung Kunstakademie Stuttgart |
2000 |
Galerie Fahlbusch, Mannheim |
2003 |
Galerie Klaus Braun, Stuttgart |
2004 |
Galerie Uwe Sacksofsky, Heidelberg |
2006 |
Galerie Katharina Krohn, Basel (mit Andrea Schomburg) |
2007 |
Galerie Klaus Braun, Stuttgart (mit Christiane Conrad) |
2015 |
Galerie Veronica Kautsch, Michelstadt |
2016 |
Galerie AK2, Stuttgart |
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| | Messebeteiligungen | | | 2003 | ART COLOGNE | 2004 | ART FRANKFURT | 2004 | ART COLOGNE | 2005 | ART KARLSRUHE |
2005 |
ART COLOGNE |
2018 |
ART KARLSRUHE |
2019 |
ART KARLSRUHE |
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Gruppenausstellungen (Auswahl seit 2000) |
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2020 |
Galerie Veronica Kautsch, Michelstadt (mit Norvin Leineweber) |
2019 |
Kunstverien Brackenheim, „Nero“ |
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Galerie Ruppert, Birkweiler (mit Thomas Deyle und Gerhard Langenfeld) |
2014 |
Verein für aktuelle Kunst Ruhrgebiet, Oberhausen (mit Michael Kaul und Petra Siering) |
2009 |
"Magie der Farbe – Pastose Malerei", Kunsthalle Dominikanerkirche, Osnabrü |
2005 |
Galerie Uwe Sacksofsky, Heidelberg |
2004 |
„Malerei“, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart |
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Galerie Katharina Krohn, Basel |
2003 |
Galerie Sacksofsky & Bloch, Bern |
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Große Kunstausstellung, Düsseldorf |
2002 |
Märkische Stipendium für Bildende Kunst, Städtische Galerie Lüdenscheid |
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Galerie Dr. Luise Krohn, Badenweiler |
2000 |
Galerie Klaus Braun, Stuttgart |
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Galerie Fahlbusch, Mannheimer Kunstverein |
| Was bin ich, was siehst du? Zur Malerei von Matthias Lutzeyer |
Das Material ist schwer zu bändigen. Nur so gerade hat es sich eine überschaubare Begrenzung gefallen lassen, aber im Untergrund scheint es noch zu brodeln und der Blick fällt vielleicht nur auf eine erkaltete Oberfläche, die soeben erst erstarrt ist. Die Assoziation an vulkanische Prozesse und deren zähe Urschlacken hat sich längst eingestellt und ist auch so schnell nicht mehr zu vertreiben. Etwas Gefährliches haftet an diesen Energiefeldern. Aufgepasst, - an den scharfen Spitzen und Graten könnte man sich verletzen! Die widerspenstige Masse sortiert sich durch vorerst anarchisch anmutende Strukturen, an deren Erscheinungsweise das Licht mitmodelliert und dem heftigen Gewoge partiell eine geradezu unwirkliche Leichtigkeit verpasst. Die Schwerkraft wurde überwunden, die Gefahrenschwelle sinkt. Ein seidiges Glänzen, das sich an Kulminationspunkten sammelt, liegt ohnehin über dem Ganzen. Schwarz? Die von Anfang an mitlaufende Sehnsucht, den Objekten mit einer real fundierten Farbklassifizierung ein kleines Stück Ruhe, ja Ordnung zu verschaffen, gerät bereits hier ins Wanken. Die Farbe arbeitet. Wenn das Schwarz ist, dann hat es sich in einer ganzen Palette von Grau und Anthrazit aufgefächert bis hin zu den silbernen Lichtern.
An Malerei denkt man vielleicht zuletzt, doch sie bleibt der notwendige Bezugspunkt dieser Arbeit und wie Matthias Lutzeyer sie in der aktuellen Auseinandersetzung um das Medium verortet. Das sich vergewissernde Sehen stößt dabei auf Grundsätzliches, anders gesagt: Die mitlaufenden Entgrenzungen machen einen Sinn nur durch den ihnen eingeschriebenen Diskurs, und was eine Grenze ist, ergibt sich erst im Blick zurück! Fluchtpunkt aller Referenzen ist das Tafelbild. In Abstand und Nähe dazu organisiert sich eine natürliche Sehhilfe. Zum Beispiel das Relief, das wird geöffnet bis kurz vor dem Punkt, wo die Klassifizierung in Richtung Skulptur abdriftet. Den Objekten eignet in der Tat etwas Raumgreifendes, und das wird der Malerei als ein Zugewinn an Volumen angerechnet. Gelegentlich wandern diese Arbeiten auch von der Wand auf den Boden, um dort nur noch sehr bedingt als Bilder wahrgenommen zu werden; doch die Vertikale bleibt der primäre Austragungsort des medialen Balanceaktes. Dem mutwilligen Eskapismus stellt sich an einem bestimmten Punkt die natürliche Stabilität des Materials in den Weg oder schlicht und einfach das Gewicht. Unnötig zu sagen, das im klassischen Sinn nicht mehr gemalt wird. Matthias Lutzeyer modelliert ein Material, das er sich nach seinen Bedürfnissen in gewisser Weise neu erfunden hat, seit etwa 2003 fast ausschließlich Russpigmente mit Leinöl, die in einem eigens dafür entwickelten Gestehungsprozess als trocken-teigige Masse bereitgestellt und weitgehend von Hand bewegt wird. Unmittelbarkeit herrscht vor im monologischen Durchkneten der einen Universalfarbe. Die Auseinandersetzung mit dem selbst organisierten Eigensinn, die Tendenz des Materials im kreativen Widerspruch zum Formbewusstsein macht einen Reiz dieser Arbeit aus. Die meisten dieser wuchernden Farbgebirge sind um eine Holztafel, gelegentlich noch um einen Keilrahmen entwickelt. Das ist zum ersten eine konstruktiv-technische zum zweiten aber auch eine konzeptionelle Maßnahme, die diese Objekte gleichsam von innen stützt, sie fördert den Augenschein indem sie Verbindungen zu den Referenzen der Wahrnehmung in schöner Doppeldeutigkeit bestätigt. Das Rechteck bzw. Quadrat bleibt so ein immerwährender Orientierungspunkt, der auch in den abenteuerlichsten Entgrenzungen spürbar bleibt. Die Tafel ist letztlich das Herz des Bildes. Sie ist nicht unbedingt zu sehen aber zu spüren. Man könnte sich an die Prinzessin auf der Erbse erinnert fühlen. Nur manchmal emanzipieren sich die anarchischen Stücke von diesem stabilisierenden Inneren und organisieren sich in freien Haufen; doch die aus den alten Funktionsprozessen entlassene Farbe entwickelt im hochsensibilisierten Rezeptionsprozess durch die erfahrenen Betrachter augenblicklich die Fähigkeit, Malerei zu sein; eine noch so geringe kontextuelle Andeutung genügt. Was bin ich, was siehst Du? Wer auf diese Fragen mitfühlend eingehen kann ist nicht nur ganz nah bei dieser Malerei, sondern auch ganz nah bei sich selbst. Reinhard Ermen | | | | | |