Zehn Jahre Ankäufe der Werner Richard – Dr. Carl
Dörken-Stiftung Herdecke
für das Karl Ernst Osthaus-Museum Hagen und
das Museum am Ostwall Dortmund
Die Ausstellung "Farbe als Farbe" zeigt mehr als fünfzig zum
Teil
großformatige Arbeiten von sechsundzwanzig internationalen
Künstlerinnen und Künstlern, die von der Stiftung innerhalb
der letzten
zehn Jahre auf Vorschlag der beiden Museen erworben wurden und ihnen
als Dauerleihgaben zur Verfügung stehen. Alle Werke sind im
engeren
oder weiteren Sinne dem Thema Farbe zuzuordnen. Die Ausstellung
entfaltet so ein weites Spektrum dessen, was heute unter Farbmalerei
verstanden wird.
Arbeiten folgender Künstlerinnen und Künstler werden gezeigt:
(Dauerleihgaben an das Karl Ernst Osthaus-Museum): Lutz Becker, Vlassis
Caniaris, Arend Fuhrmann, Salon de Fleurus, Rudolf Vombek, Sally Weber,
Icke Winzer und Sanford Wurmfeld
(Dauerleihgaben an das Museum am Ostwall Dortmund): Pia Andersen,
Gisela Brinkmann, Pol Bury, Claudia Desgranges, Thomas Emde, Franz
Gertsch, Ines Hock, Raimer Jochims, Thomas Kesseler, Hartwig Kompa,
Sonja Kuprat, Markus Linnenbrink, Julia Lohmann, Mario Monti, Ulrich
Moskopp, Willi Otremba, Richardo Saro und Elisabeth Vary.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Abbildungen aller erworbenen
Arbeiten zum Preis von 15 Euro
Im Frühjahr 1892 eröffnete die Osthaus Bank zu Hagen ein
Konto für die Herdecker Brüder Ewald und Dr. Carl Dörken
und bewilligte ihnen gleichzeitig einen Kredit für den Aufbau
einer Farbenfabrik an der Landstraße zwischen Wetter und
Herdecke. Der Chemiker Dr. Carl Dörken verfügte über die
notwendige Fachkunde, der jüngere Bruder Ewald Dörken sollte
als Kaufmann für den Absatz und Umsatz der neuen Firma "Ewald
Dörken" sorgen. Die Gründung war erfolgreich, das Unternehmen
wuchs und startete bald mit einer eigenen Produktion von Lackharzen.
Die Brüder Dörken waren Unternehmer, die produzierten Farben
war für sie ein Material, ein Mittel zum Zweck. Daraus konnten
Bilder und Kunstwerke entstehen, genauso wichtig, vielleicht wichtiger
aber waren für sie andere Funktionen wie zum Beispiel die
dekorative Wirkung, der Witterungs- oder Korrosionsschutz. Daran hat
sich bis heute nichts geändert. Farben aus Herdecke schützen
als Deckschicht viele Gegenstände des täglichen Lebens, von
Stahlkonstruktionen bis zu Automobilen.
Dr. Carl Dörken starb 1931. Seine Kinder erbten das gesamte
Unternehmen. Die Tochter Margarete Dörken, eine ausgebildete
Konzertsängerin, heiratete Werner Richard. Ihre Ehe blieb
kinderlos. Nach dem frühen Tod seiner Frau gründete Werner
Richard im August 1987 eine Stiftung, die insbesondere auch an seinen
Schwiegervater erinnern sollte. Werner Richards plötzlicher Tod am
27.12.1987 verhinderte jedoch, dass er selbst noch die staatliche
Anerkennung seiner Stiftung im Mai 1988 erleben konnte.
Zweck der Stiftung ist die "Förderung des Kulturlebens" in
Westfalen. Neben der Förderung der Musik und insbesondere der
Musikerziehung lag es nahe, sich auch mit Farbe als künstlerischem
Element auseinander zu setzen. Das geschah in enger Kooperation mit den
benachbarten Museen, dem Karl Ernst Osthaus-Museum, Hagen und dem
Museum am Ostwall in Dortmund.
Die Stiftung erwirbt auf Vorschlag und nach Diskussion in einem eigens
berufenen Kunstbeirat Werke zeitgenössischer Künstler, die
sich dem Phänomen der Farbe widmen. Thematisch werden dabei keine
Grenzen gesetzt. Die Werke werden den Museen als Dauerleihgabe
überlassen.
In mehr als zehn Jahren sind nun viele Kunstwerke angekauft worden.
Über die Vorschläge der Museen hinaus wurden Bildwerke
regionaler Künstler und Künstlerinnen angekauft, um zum einen
die Kunstszene Westfalens zu dokumentieren, zum anderen durch die
Ankaufspreise den Künstlern mehrfach Ausstellungen und Kataloge zu
finanzieren. Bilder aus dem Bestand der Stiftung werden
regelmäßig im Werner Richard Saal, dem eigenen
Kammermusiksaal der Stiftung gezeigt.
Mit den Ausstellungen in Hagen und Dortmund werden nun die für die
Museen als Dauerleihgabe angeschafften Kunstwerke erstmalig fast
vollständig gezeigt. Die unterschiedlichen Sammlungsschwerpunkte
der beiden Museen werden erkennbar, auch wenn das Kriterium Farbe das
gemeinsame Verbindende ist.
Nach 112 Jahren schließt sich jetzt der Kreis. Ein Darlehen der
Osthaus Bank half beim Start einer Farbenfabrik. Heute ermöglichen
es die Dividenden dieses Unternehmens, gerade auch dem Museum, das den
Namen von Karl Ernst Osthaus trägt, durch Dauerleihgaben seine
Sammlungen aktuell zu ergänzen.
Dr. Jochen Plaßmann
Vorstand, Werner Richard – Dr. Carl Dörken-Stiftung, Herdecke
Vor gut zehn Jahren begann die enge und vertrauensvolle
Zusammenarbeit zwischen der Werner Richard – Dr. Carl Dörken
Stiftung und dem Karl Ernst Osthaus-Museum. In dieser Zeit konnten
einige für das Museum sehr wichtige Werke angeschafft werden. Fast
alle dieser Arbeiten werden im Altbau, dem restaurierten Gebäude
des alten Museum Folkwang, als Teil der ständigen Sammlung des
Museums präsentiert.
Den Anfang machte die Sammlung "Moderne Kunst aus dem Museum Folkwang"
aus dem Salon de Fleurus New York, die im Obergeschoss einen eigenen
Raum erhielt; einige Jahre später kam "Signature of the Source"
hinzu, ein großes Hologramm von Sally Weber, das in das Oberlicht
über dem Brunnen eingebaut wurde. Gerade die Anschaffung dieser
beiden Arbeiten zeigt, dass die Zusammenarbeit mit der Stiftung dem
Museum Möglichkeiten eröffnete, die es selbst so nicht
hätte entwickeln können.
Die von der Stiftung gewünschte Ausrichtung der Erwerbungen auf
das Thema "Farbe" beantwortete das Museum mit der Entwicklung des
Sammlungsschwerpunkts "internationale nicht-gegenständliche
Malerei", der ab 1998 aufgebaut und 1999 erstmals der
Öffentlichkeit präsentiert werden konnte. In diesem
Zusammenhang entstand auch der Ausstellungsverbund "Die Farbe hat
mich", der neun Kunstinstitutionen im Ruhrgebiet zusammenführte
und den die Stiftung durch die Finanzierung des Katalog-Buchs
nachhaltig unterstützte.
Dr. Michael Fehr
Direktor, Karl Ernst Osthaus-Museum Hagen